Ich war noch nie so der Frühstücksmensch, muss ich sagen. Die Idee davon in Westeuropa hat schon etwas Nettes an sich, das gebe ich zu: frische Brötchen vom Bäcker, Aufstriche aller Art, lecker Käse hier, ein bisschen Rohkost da, un croissant avec du beurre et de la confiture de fraises…

Auch wenn mir das Herrichten eines schönen Frühstückstisches Freude bereitet, lange ich dann doch nur zielsicher zum Rührei. Oder aber ich kann mich mit Resten vom Vortrag glücklich schätzen, z.B. mit Stücken einer aufgewärmten Lasagne oder einer Pizza. Steht das nicht zur Verfügung warte ich oftmals bis mittags, um dann endlich etwas Ordentliches und Herzhaftes zu schmausen.

Aber zu den Fans vom kaltem Frühstück, wie es hier in Deutschland üblich ist, gehöre ich nicht unbedingt.

„Was meint Sie mit kalt“, fragst du dich?

 

Ernährungs- verständnis aus ostasiatischer Sicht

Das, was wir tagtäglich zu uns nehmen, unser energielieferndes Essen, wird in der Traditionellen Chinesischen Medizin als besonderer Lebensbaustein gesehen. Genauso wie hier, klar. Der Unterschied liegt allerdings in dem Verständnis der Wirkweisen und somit der Zuordnung der einzelnen Lebensmitteln.

Die alten Chinesen (ich behaupte auch die alten Koreaner) sahen alles, was ist, als Einheit von Yin und Yang.  Alles, was existiert, hat zwei Seiten. Wir haben Materie und Energie, Körper und Geist, Sonne und Mond, Licht und Schatten, Wärme und Kälte usw. Als Bild rufe ich mir gerne eine Münze ins Gedächtnis. Zwei Seiten einer Medaille. Die eine Seite kann es ohne die andere nicht geben, und zusammen ergeben sie Eins.

 

Warmes versus kaltes Essen

Greifen wir die Entsprechung von vornhin auf, also Wärme und Kälte, so ist es auch die Thermik, der in der TCM-Ernährungslehre eine große Bedeutung zukommt. Jedes Lebensmittel, jedes Gewürz und jedes Kraut bringt eine innewohnende Thermik mit sich, die unsere körpereigene Thermik beeinflussen kann. So verspüren wir zum Beispiel sofort ein Brennen auf der Zunge und kommen ins Schwitzen bei dem Verzehr einer Chilischote oder entscheiden wir uns im Hochsommer eher für einen frischen Salat als für eine Portion lang gekochten Eintopf.

Eine weitere Rolle spielt auch die Zubereitungsart. Sprich, ob ich etwas scharf anbrate, länger einkoche, roh oder kalt serviere.

 

 

In meinen Lehrgängen wurde oft von dem Verdauungsfeuer gesprochen, welches es bedarf, um den Inhalt des Kochtopfs und den Topf an sich (Magen, Milz, Darm) einzuheizen und am Laufen zu halten. Mit diesem Bild im Kopf musst du dir nun vorstellen, was passiert, wenn du Brote mit Belägen, frisch aus dem Kühlschrank gezogen, rohe Gemüsescheiben wie Tomate, Gurke, Paprika hinzugibst und gekühlten Joghurt in den Topf hineingibst. That’s right, die Temperatur im Topf sinkt und beim Feuer muss nachgelegt werden, weil nun mehr Energie benötigt wird.

Natürlich muss man das nicht dogmatisch auffassen, aber ziehen wir das Tag für Tag durch, ist es gut vorstellbar, dass es auf lange Sicht energiezehrend und -raubend wirken kann. Besonders wenn du in einer Region auf der Welt lebst, wo das Klima eher kalt ist.

 

Außerdem ist es in der TCM und im Ayurveda gemäß der Organuhr festgehalten, wann welches Organ und somit welche Teilsysteme unseres Körpers aktiv und inaktiv sind.

Jeder kennt es: nach dem Schlaf steht erst einmal die Morgentoilette als Programmpunkt auf dem Plan. Das Verdauungssystem ist mit dem Prozess der Reinigung und Entleerung beschäftigt. Wenn das sodann erledigt ist, was meinst du würde der Darm eher sagen:

Okay, mit der letzten Ausscheidung verlange ich sofort, dass oben wieder nachgeschoben wird!

oder

Give me a break, man! Lass mich meine Kräfte sammeln, um mich für den nächsten Schritt vorzubereiten!

Nicht nur du sondern auch die Verdauungsorgane sind gerade erst aufgewacht und wollen sich auf das große Festmahl am Mittag vorbereiten. Da ist nämlich die Zeit der höchsten Aktivität der Verdauung. Also, gib dir und deinem Körper Zeit.

Oder fährst du dein Auto im fünften Gang aus der Parklücke raus? 🙂

Ich im 7. Himmel

Demnach kannst du dir vielleicht vorstellen, wieeeeeee glücklich ich in der Türkei in Richtung Frühstück geeilt bin. Dort haben sie schon morgens die verschiedensten Suppen und warme Gerichte ausgelegt.

Hier ein paar Beispiele: